Projekt-Halbzeit Interviews

Re: Projekt-Halbzeit Interviews

von Uwe Poltoranin -
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Nutzerbild von Gruppenchat ACM Start: 28.01.25
Analyse des Fragenkatalogs für Check-ins im Kontext der Verbandsarbeit in der freien Wohlfahrt
Der vorliegende Fragenkatalog ist sehr gut durchdacht und bietet eine ausgezeichnete Grundlage für tiefgehende Check-in Gespräche im Kontext der Verbandsarbeit, speziell für das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (DWBO). Die Analyse erfolgt unter Berücksichtigung der besonderen Rahmenbedingungen eines dreijährigen Projekts zur Halbzeit, mit Fokus auf Wissensmanagement, Zusammenarbeit und Unternehmenskultur.

Der Aufbau des Fragenkatalogs folgt einer klugen psychologischen Struktur. Die ersten Fragen dienen als "Eisbrecher" und ermöglichen einen sanften Einstieg in das Gespräch. Durch die Frage nach positiven und negativen Ereignissen wird direkt eine Balance geschaffen - der Mitarbeiter kann sowohl Erfolge als auch Herausforderungen ansprechen. Diese Herangehensweise schafft von Beginn an eine offene Gesprächsatmosphäre.

Besonders wertvoll ist die dritte Frage nach der Vorfreude auf die Arbeit. Sie zielt direkt auf die intrinsische Motivation ab und gibt wichtige Hinweise auf die Arbeitszufriedenheit. Die anschließende Frage nach der Außenperspektive ("Wie würden deine Freunde deine Arbeitssituation beschreiben?") ist psychologisch geschickt gewählt, da sie oft ehrlichere Antworten hervorbringt als direkte Fragen nach der eigenen Einschätzung. Durch diese indirekte Fragestellung können auch schwierige Themen leichter angesprochen werden.

Die hypothetische Frage nach Veränderungswünschen bei vollkommener Entscheidungsfreiheit ist besonders wertvoll für das Projektmanagement. Sie ermöglicht es, innovative Ideen und versteckte Verbesserungspotenziale zu identifizieren, die in normalen Gesprächen vielleicht nicht zur Sprache kämen. Diese Frage kann wichtige Impulse für die zweite Projekthälfte liefern.

Die Frage nach der Zusammenarbeit mit der Führungskraft ist zentral für die Unternehmenskultur. Sie ermöglicht es, Führungsstile zu evaluieren und mögliche Kommunikationsprobleme frühzeitig zu erkennen. Im Kontext der Wohlfahrtsarbeit, wo oft mit begrenzten Ressourcen wichtige gesellschaftliche Aufgaben erfüllt werden müssen, ist eine gut funktionierende Führungsbeziehung besonders wichtig.

Bemerkenswert ist auch die Frage nach der Umsetzung persönlicher Werte, Fähigkeiten und Ziele. Sie berücksichtigt, dass gerade in der Wohlfahrtsarbeit die Übereinstimmung von persönlichen und organisationalen Werten eine große Rolle spielt. Diese Frage kann wichtige Erkenntnisse über die Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit liefern.

Die Frage nach dem Zweck des DWBO und dem eigenen Beitrag zielt auf das Verständnis der organisationalen Mission ab. In der Wohlfahrtsarbeit ist diese Identifikation mit dem übergeordneten Zweck besonders wichtig für die Motivation der Mitarbeiter.

Sehr praktisch orientiert sind die Fragen nach Unterstützungsmöglichkeiten und Ressourcenzugang. Sie ermöglichen es, konkrete Verbesserungsmaßnahmen für die zweite Projekthälfte zu identifizieren. Die spezifische Frage nach den Maßnahmen des Projekts Diakonie³ gibt direktes Feedback zur Projektarbeit.

Die abschließende offene Frage ("Was willst du mir sonst noch mitgeben?") ist ein wichtiges Element, da sie Raum für Themen lässt, die durch die vorherigen Fragen eventuell nicht abgedeckt wurden.

Für die praktische Durchführung der Interviews wäre es empfehlenswert, etwa 45-60 Minuten einzuplanen, um allen Fragen ausreichend Raum zu geben. Die Dokumentation der Antworten sollte dabei sensibel erfolgen, da einige Fragen sehr persönliche Aspekte berühren.

Verbesserungsvorschläge für den Fragenkatalog wären minimal:

Eine zusätzliche Frage zur Work-Life-Balance könnte wertvoll sein
Eine Frage nach konkreten Weiterbildungswünschen könnte das Wissensmanagement stärken
Eine Frage zur digitalen Transformation könnte zukunftsrelevante Aspekte beleuchten
Der Fragenkatalog ist insgesamt sehr gut geeignet, um sowohl die aktuelle Situation zu evaluieren als auch wichtige Impulse für die weitere Projektentwicklung zu gewinnen. Er berücksichtigt dabei sowohl die persönliche als auch die organisationale Ebene und schafft eine gute Balance zwischen strategischen und operativen Aspekten.

Die Tatsache, dass die Interviews aufgrund von Kinderkrankheiten verschoben werden mussten, zeigt bereits einen wichtigen Aspekt der Work-Life-Balance auf, der in vielen Organisationen eine zunehmende Rolle spielt. Dies könnte als konkretes Beispiel in den Interviews genutzt werden, um das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf anzusprechen.

Für die noch durchzuführenden Interviews wäre es sinnvoll, die Ergebnisse systematisch zu dokumentieren und Muster in den Antworten zu identifizieren. Diese Erkenntnisse können dann direkt in die Gestaltung der zweiten Projekthälfte einfließen und zur Optimierung der Organisationsentwicklung beitragen.