Design Thinking

Design Thinking

by Franziska Jahn -
Number of replies: 1
Picture of Gruppenchat ACM Start: 28.01.25

a) Beschreibung der 6 Phasen im Design Thinking Prozess 

  • Phase 1: Verstehen. In dieser Phase soll ein allgemeines Verständnis für das Problem entwickelt werden, um es nachhaltig zu lösen und um alle Beteiligten auf denselben (Informations-)stand zu bringen - oder anders ausgedrückt; in dieser Phase taucht man in den "Problemraum" ein. Wichtige Fragestellungen könnten sein; wer ist involviert? Welche Organisationsstrukturen gibt es? Wie sind die Zusammenhänge? Eine Methode zum Verstehen des Problems könnte z.B. die Erstellung einer Mindmap oder die Anfertigung einer Stakeholder Analyse sein.  

  • Phase 2: Beobachten / Empathie. In dieser Phase liegt der Fokus auf der Auseinandersetzung von Bedürfnissen, Ängsten, Sichtweisen und Emotionen, um die es rund um das Problem bzw. der Design Thinking Challenge geht. Wichtig ist, dass eigene Lösungsstrategien und Gedanken "ausgeschaltet werden" und das Erleben der anderen Person im Vordergrund steht. In dem Kontext sollten die ‘'Ebenen des Menschen’ berücksichtigt werden, denn viele Probleme werden nur an der Oberfläche ausgetragen (z.B. siehe auch Eisbergmodell).  

Phase 1 und 2 sind sehr eng miteinander verbunden. Die Empathie-Phase schafft die Grundlage für das tiefe Verständnis der Nutzer, während die Verstehen-Phase das Wissen “strukturiert”, um das Problem klar zu formulieren.  

  • Phase 3: Sichtweise definieren. In dieser Phase werden die wichtigsten Erkenntnisse aus den ersten beiden Phasen “synthetisiert” ("verschmolzen”). Diese Synthese kann effektiv durch eine “Point of View”-Formulierung dargestellt werden. Daraus entwickelt sich schrittweise u.a. mit der Erstellung einer ‘Persona” eine klare Sichtweise für das, was der zukünftige Nutzer wirklich braucht.  

  • Phase 4: Ideen finden. In dieser kreativen Phase verlassen wir den Problemraum und beginnen mit der Lösungsentwicklung. Es geht darum so schnell wie möglich, Ideen zu sammeln / zu entwickeln (natürlich bezogen auf das definierte Problem) und Ideen ohne Einschränkung zuzulassen, um u.a. wirklich innovative Ansätze zu finden. Das Reframing ist eine gute Methode, um den Rahmen zu verändern, so dass neue Denkweisen möglich sind. „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ (Albert Einstein) 

  • Phase 5: Prototypen entwickeln. Aus den besten Ideen werden Prototypen “gebaut” - denn durch Prototyping soll die Idee in kurzer Zeit mit wenig Aufwand so dargestellt werden, dass sie direkt von allen verstanden wird. Das wird kreativ und oft spielerisch veranschaulicht z.B. durch Lego bauen, eines Mock-Up's, oder der Erstellung einer Foto-Collage. 

  • Phase 6: Testen. Einfach ausgedrückt: in dieser Phase werden die Lösungen von einer Nutzer (Gruppe) auf ihre Wirksamkeit überprüft und wertvolles Feedback gesammelt. Das Feedback und die Überprüfung der Hypothesen bieten die Grundlage für die Weiterentwicklung der Idee (MVP-Ansatz).  

Das Phasenmodell bzw. das kontinuierliche Verbessern wird so lange gemacht / wiederholt bis das perfekte Ergebnis entsteht. 

 ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

b) Arbeitsalltag – Anwendungsbeispiel:  

Ich arbeite im Zentralbereich IT und eine meiner Aufgaben ist es, dass Entwicklerteam (ohne disziplinarische Verantwortung) zu steuern. Der Design Thinking Prozess könnte mir zukünftig helfen, um neue APPs entwickeln zu lassen, die wirklich den Bedürfnissen der Nutzer entspricht. Zurzeit werden aus diversen Fachabteilungen per e-Mail Problemstellungen bzw. Wünsche kurz geäußert und ein Entwickler “bastelt” dann an der Umsetzung – das erfolgt oft ohne konkrete Anforderungen definiert bzw. mit dem Nutzer wirklich kommuniziert zu haben.  

Die Aufgabe könnte also lauten: Entwicklung einer neuen (mobilen) App, die es den Nutzern aus den Fachbereichen ermöglicht, das Fahrtenbuch in Zukunft per App zu pflegen, anstelle des aktuellen, manuellen Aufwands, um die Mitarbeitenden-Effizienz und Zufriedenheit zu verbessern.  

Dafür würde ich erstmal mit den Entwicklern verstehen wollen, welche Bedürfnisse und Herausforderungen die Zielgruppe bzw. potenziellen Nutzer haben (z.B. per Interview, Umfragen). Ich könnte fragen, was zurzeit die größten Herausforderungen sind und wie der E2E Prozess aussieht; wer muss was bis wann und in welcher “Form” erledigt haben? Ich würde dann gerne mit dem Team den Alltag mit einem Nutzer “live” durchleben – um weitere Informationen / Hindernisse zu beobachten. Natürlich ist hier auch der klare Fokus auf den Wünschen und den Gefühlen der Nutzer, sowie das Beobachten und konkrete Erfragen der Emotionen. Aufgrund der Automatisierung von Arbeitsschritten würde ich auch Ängste abfragen, die im Zusammenhang mit der App stehen könnten. Basierend auf den gesammelten Informationen würde ich “Personas” erstellen, um diese mit dem Entwickler Team zu besprechen bzw. zu ergänzen. Zudem würde ich die wichtigsten “Probleme / Bedürfnisse” als Problemstellung formulieren und die Bedürfnisse bzw. die Zielsetzung der Nutzer konkretisieren z.B. die App soll einfach zu bedienen sein, Routen sollen im Hintergrund schon hinterlegt sein (einfache Auswahl / Bedienbarkeit).  

Im Anschluss würden wir (das Entwicklerteam und ich) zusammenkommen, um so viele Lösungen wie möglich zu entwickeln; vielleicht mit einem Brainstorming (u.a. wie könnte die App aussehen, welche Funktionen sind wichtig, werden personalisierte Push-Mitteilungen gebraucht). Alle dürfen ihre Ideen nennen und es findet keine “Bewertung” statt. Ich würde die Methode des “Bodystorming” vorschlagen, damit sich alle in den Nutzer und in seine Situation versetzen. Zudem könnte man erste Ideen skizzieren (z.B. App-Oberfläche), um ein gemeinsames Verständnis zu erlangen. Im nächsten Schritt würden wir einen ersten Prototypen erstellen auf Basis der besten Ideen, um schnelle und greifbare Lösungen zu haben. Auch ein erstes Feedback zu dem Prototypen wäre von den Nutzern / Zielgruppe an dieser Stelle hilfreich. In der Testphase wäre dann zu validieren, ob der Prototyp tatsächlich die Probleme der Nutzer löst. Dafür sollen die Tester die App verwenden und Feedback geben (ist die Benutzeroberfläche intuitiv..., welche Funktionen werden vermisst)? Ich würde diesen Prozess gerne beobachten, um zu sehen, wie mit dem Prototypen interagiert wird, aber auch wie die emotionale Lage ist. Basierend auf dem Feedback sollten Anpassungen vom Entwicklerteam vorgenommen werden.  

Da das ein iterativer Prozess ist, würden wir den gesamten Ablauf immer wieder wiederholen / testen, bis tatsächlich die beste Prototypen-Lösung vorliegt und wir ein finales App Ergebnis und die beste Nutzererfahrung haben. 

In reply to Franziska Jahn

Re: Design Thinking

by Jonas Korn -
Picture of Gruppenchat ACM Start: 28.01.25
Liebe Franziska,
ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine eigene App oftmals schnell als Lösung erscheint, aber dann doch ein riesiger Aufwand ist und kein Ende nimmt. Alternativ gibt es ja schön sehr viele Lösungen für Probleme, die auch andere teilen. Aber vielleicht hast Du ja auch viel bessere Erfahrungen mit der App-Entwicklung gemacht. smile
Herzliche Grüße!