Die sechs Phasen des Design Thinking-Prozesses (mit etwa 5 – 6 Personen):
Phase 1 – 3: Problemraum
Phase 1+2 - Verstehen und Beobachten
Empathische Auseinandersetzung mit meinem Gegenüber, für den ich etwas verbessern will. Intensive Auseinandersetzung mit seinen Bedürfnissen, Vorstellungen und Wünschen. Ich versuche, so viel wie möglich zu erfahren, ohne bereits nach Lösungen zu suchen. Lässt sich gut über Interviews umsetzen.
Phase 3 – Standpunkt definieren
Hier versetze ich mich in die Perspektive meines Gegenübers, um eine klare Vorstellung davon zu bekommen, was mein Gegenüber wirklich braucht. Auch wenn der Gegenstand ein ähnlicher ist, kann er zwei verschiedene Gruppe unterschiedliche Dinge bedeuten. Auch hier wird noch nicht nach Lösungen gesucht, sondern das Problem untersucht.
Phase 4 – 6: Lösungsraum
Phase 4 – Ideen entwickeln
Hier geht es darum, möglichst schnell möglichst viele Ideen zu kreieren. Dabei sollte man sich keine Grenzen setzen, sondern erst einmal alles aufnehmen („besser 500 als 5 Ideen“). Im zweiten Schritt werden aus den vielen Ideen die besten ausgewählt, welche weiterverfolgt werden.
Phase 5 – Prototypen entwickeln
Die besten Ideen werden in der Form von Prototypen in die Wirklichkeit geholt. Dabei geht es explizit nicht darum, ein fertiges Produkt zu bauen. Stattdessen geht es darum, mit verschiedenen Materialien und Kreativ-Techniken die Sinne zu aktivieren und damit nochmal Ideen zu generieren für eine weitere Idee oder den nächsten Prototyp.
Phase 6 – Testen
Der Prototyp wird dann durch potentielle Nutzer:innen getestet. Diese befassen sich nicht mit der Qualität der Ausführung des Prototyps, sondern mit der großen Idee, die darin steckt. Über das Testen ergeben sich wiederum wieder neue Ansätze, die Idee zu verbessern.
Jede dieser Phasen ist iterativ und kann bei Bedarf wiederholt werden, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Reflexion zur Nutzung im Alltag:
1. Bevor wir uns auf vorschnelle Lösungen stürzen, befassen wir uns erst ausgiebig mit der Ausgangslage und der Herausforderung
2. Es lohnt sich, die Perspektive unserer Adressat:innen einzunehmen, weil diese schließlich Nutznießer:innen unserer Ideen sein sollen. Wir entwickeln die Ideen (zu allermeist) nicht für uns selbst.
3. Der kreativen Energie freien Lauf lassen und schnell, viele Ideen produzieren. So erlauben wir uns, auf Dinge zu kommen, die sonst vielleicht nicht gekommen wären. Wenn wir dabei nicht zu viel Zeit nehmen, sind die Kosten für nicht verwirklichte Ideen nicht all zu hoch.
4. Alle Sinne ansprechen! Bei der Arbeit sind wir durch Schrift und Sprache geprägt, aber es gibt so viel mehr Medien. Wir vergessen oft, dass unser Körper mehr bietet als den Kopf.
5. Schnell ein erstes Ergebnis haben und testen, statt ewig im Kämmerlein entwickeln. So sichern wir, dass wir anwendungsorientiert bleiben und uns nicht arg verrennen.
6. In den Test andere Personen einbeziehen, die nicht Teil der Entwicklung waren. So haben wir frische Perspektiven und verlassen die Echokammer.
7. Schwierig am Design-Thinking-Prozess finde ich, dass ich in die Situation kommen kann, etwas für jemanden verbessern zu wollen, ohne dass die Betroffenen das unbedingt wollen. Das müsste wahrscheinlich in den Phasen 1 – 3 überprüft werden.
Anwendungsbeispiel:
Über unser Projekt wollen wir ein großes Zweier-Büro zu einem Workshop und Gruppenraum umfunktionieren, der allen Mitarbeitenden zur Verfügung stehen soll. Die Nutzung, Gestaltung und Umsetzung soll von einer agilen AGs von 5 bis 10 freiwilligen Kolleg:innen entwickelt werden. Hier können wir gemeinsam die 6 Phasen durchspielen.