Gutes Erlebnis:
Bei einem Brunch war ich Zeuge eines kurzen Gesprächs von zwei überzeugten Fans der gewaltfreien Kommunikation. Der Gastgeber hat eine Platte mit frischen geschnittenen Gemüse vorbereitet und sehr schön hergerichtet. Der Gast hat bei Anblick der Platte gesagt: "Diese Gemüseplatte erfüllt mein Bedürfnis nach Ordnung und Ästhetik. Die macht mich richtig glücklich!". Der Gastgeber hat das Muster und die Anerkennung für die eigene Mühe erkannt und war auch ganz glücklich.
Weiteres gutes Erlebnis:
In meinem letzten Projekt waren wir 4 Kolleg:innen auf Augenhöhe. Bevor wir inhaltlich in Meetings gegangen sind, haben wir immer vorab das Befinden aller Beteiligten in einem Check-In abgefragt. So hatten alle die Möglichkeit, sich mitzuteilen und für die anderen wurde es deutlich einfacher, die Energie und die Beiträge der Person einzuschätzen.
Schlechtes Erlebnis:
Ich habe einen Kollegen, bei dem drängt sich mir der Eindruck auf, das einzige Ziel seiner Kommunikation sei einzig und allein, seine Interessen durchzusetzen. Dafür sind ihm viele Mittel recht. So werden einem die Worte im Mund rumgedreht, es werden Zusammenhänge hergestellt, wo keine sind, Leistungen anderer werden kleingeredet, Anforderungen werden aufgebauscht. In Gesprächen werden kleine Maßnahmen werden zu sehr großen Überforderungen überzeichnet und daraufhin geschlossen: "Der Urheber leidet an Realitätsverlust". Das ist ein hartes Urteil mit sehr fragwürdiger Herleitung. Auf zwischenmenschliche Gespräche lässt sich die Person schwer bis gar nicht ein. Das einzige, was zu zählen scheint, sind Zahlen. Der Person fällt es sehr schwer, sich auf Neues oder Anderes einzulassen. Dabei beruft sie sich auf jahrelange Erfahrung und damit auf die eigene Autorität, statt die eigene Position zu erläutern und zu erklären.
Weiteres schlechtes Erlebnis:
In meiner ersten Woche bei der Diakonie wurde die FORUM-Studie veröffentlicht, welche sich mit sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie auseinandersetzt. Ich habe mir in der Kantine essen geholt und wollte die Pressekonferenz dazu live schauen. Das erzählte ich einer in mein Projekt involvierten Führungskraft, die darauf erwiderte: "Das hat doch mit Ihrem Projekt gar nichts zu tun! Außerdem betrifft uns das gar nicht so sehr in der Diakonie. Da wäre nur ein ganz kleiner Teil der Fälle passiert". Die neue Kollegin hat also erst über mich hinweg entschieden, was mich zu interessieren hat und was nicht, und dann hat sie mir ungefragt aufgedrückt, wie der Sachverhalt einzuordnen sei. Beides ist sehr schlecht bei mir angekommen. Ich hatte das Bedürfnis, meinen Arbeitgeber und dessen aktuelle Situation besser zu verstehen. Außerdem wollte ich ankommen und in meinem selbstbestimmten Wesen angenommen werden. Das wurde nicht erfüllt und hat mich geärgert.