Kommunikation und Akzeptanz
Positives Erlebnis:
Eine meiner Kolleginnen, A., arbeitet mit einer 70%-Stelle in meinem Team und betreut die Tagesseminare. Sie übernimmt zudem die Vertretung für Kollegin B., die in Vollzeit tätig für die Lehrgänge verantwortlich ist. Beide haben somit nicht nur einen unterschiedlichen Stundenumfang, sondern auch verschiedene Aufgabenbereiche. Während Kollegin B. den Tätigkeitsbereich von A. gut kennt und bereits zeitweise übernommen hat, ist A. mit dem Aufgabengebiet von B. lediglich durch Vertretungssituationen vertraut. Sie fühlt sich nicht ausreichend eingearbeitet.
Kollegin A. zeichnet sich durch große Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit aus. Kollegialität und gegenseitige Unterstützung sind ihr besonders wichtig. Vertretungssituationen – sei es aufgrund von Urlaub oder Krankheit – stellen für sie eine Herausforderung dar, da sie den Anspruch hat, Kollegin B. nach deren Rückkehr einen „aufgeräumten“ Schreibtisch zu übergeben.
Die Vertretungsregelung, die bislang von Kollegin A. nur widerwillig akzeptiert wurde, wurde erneut thematisiert, als wir A. eine zusätzliche Kollegin mit einer 30%-Stelle zur Unterstützung zur Seite stellen konnten. Dies erforderte eine Umstrukturierung der bisherigen Regelung. Das Team erwartete von mir eine Entscheidung und eine tragfähige Lösung.
Ich entschied mich, das Thema gemeinsam mit meinem Team in einem Workshop zu erarbeiten. Dabei stellte ich eine potenzielle Lösung zur Diskussion und gemeinsam diskutieren wir verschiedene Fragestellungen: Welche Aufgaben fallen konkret an? Sind alle Voraussetzungen gegeben, um diese übernehmen zu können (z. B. Zugänge zu relevanten Programmen)? Welche Vorbereitungen können bei geplanter Abwesenheit getroffen werden? Welche Erwartungen sind an die Vertretung realistisch, welche nicht? Was kann die Vertretung leisten, ohne den eigenen Aufgabenbereich zu vernachlässigen? Und schließlich: Spiegel sich unsere gemeinsamen Prinzipien der Zusammenarbeit in diesem Kontext wieder?
Da alle Teammitglieder in den Prozess eingebunden wurden, ihre Bedürfnisse und Bedenken äußern konnten und wir die Lösung gemeinsam erarbeitet haben, wird diese nun von allen mitgetragen, akzeptiert und erfolgreich umgesetzt. Ich bin sehr froh, diesen Weg gegangen zu sein.
Negatives Erlebnis:
Kürzlich wurde in der IHK ein Frauennetzwerk ins Leben gerufen, initiiert von einer Kollegin im Bereich Nachhaltigkeit. Ihr Ziel war es, soziale Nachhaltigkeit im Unternehmen durch dieses Netzwerk zu fördern. In den ersten beiden Sitzungen wurden sowohl persönlichen Erfahrungsberichte leidenschaftlich diskutiert als auch gesellschaftlichen Problemlagen – eine klare Zielsetzung fehlte.
In der zweiten Sitzung einigten wir uns darauf, das Thema Diversity im Rahmen eines Workshops zu beleuchten und dabei idealerweise erste Grundlagen für eine Handreichung zu erarbeiten. Der Workshop sollte innerhalb der verbleibenden sechs Wochen des Jahres stattfinden. Da die Organisation solcher Workshops zu meinen Aufgaben gehört und ich in diesem Moment die einzige Vertreterin der Weiterbildung war, nahm ich die Umsetzung direkt in die Hand. Ich schrieb noch während der Sitzung unsere Dozentin für diesen Bereich an und alle gemeinsam formulierten wir unsere Anforderungen an den Workshop. Aufgrund der knappen Zeit trafen die Dozentin und ich uns während meines Urlaubs via teams für eine weitere Auftragsklärung.
Als ich ihr Angebot erhielt, war ich den ganzen Tag in Abschlusspräsentationen gebunden und leitete ihre Mail daher ungelesen an die Initiatorin weiter. Zwei Tage später bekam ich eine Rückmeldung, dass man sich "intern" mit – weder mit Namen noch Anzahl benannten – Kolleginnen abgestimmt habe, dass das Angebot nicht den Vorstellungen entspreche. Man wolle später noch einmal mit mir darüber sprechen. Ein Nachjustieren und Konkretisieren der Anfrage ist nicht in Erwägung gezogen worden.
Abgesehen davon, dass wir mit unseren Dozierenden einen anderen Umgang pflegen – schließlich sind sie unser wichtigstes Kapital: ohne Dozierende keine Weiterbildung – hätte ich mir gewünscht, nicht vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Eine mir unbekannte Gruppe hatte eine Entscheidung getroffen, ohne mich als Fachverantwortliche einzubeziehen. Ich fühlte mich beurteilt und von fachfremden Personen in einem Bereich bewertet, in dem ich in unserer Institution eigentlich als Expertin gelte. Offensichtlich wurde ich nicht in dieser Rolle wahrgenommen.
Fazit: Wertschätzung und Partizipation als Schlüssel zur Akzeptanz
Menschen wollen wahrgenommen werden – mit ihren Ängsten und Sorgen ebenso wie mit ihrer fachlichen Kompetenz und Expertise. Entscheidungen, in deren Entstehungsprozess sie einbezogen werden und die sie nachvollziehen können, werden eher akzeptiert als solche, die ihnen als vollendete Tatsachen präsentiert werden und sie als Unmündige dastehen lassen.