Positive Erfahrung mit Kommunikation
Vor einigen Wochen hatte ich die Gelegenheit, eine Abschlusspräsentation zu besuchen, bei der Nachwuchsführungskräfte ihre Erkenntnisse zu den Herausforderungen und Problemen der ÖBB präsentierten. Die Präsentation richtete sich direkt an die Führungskräfte sowie die Geschäftsführung. Schon im Vorfeld war mir bewusst, dass es sich um eine herausfordernde Situation handelt: Kritik kann, wenn sie falsch ankommt, zu negativen Konsequenzen führen. Die Präsentierenden mussten daher mit Fingerspitzengefühl agieren, um einerseits Probleme offen anzusprechen und andererseits niemandem im Management Vorwürfe zu machen.
Einige der Vortragenden meisterten diesen Balanceakt auf beeindruckende Weise. Sie sprachen das Management direkt an, teilten ihre Bedenken offen mit und betonten, dass es nicht darum gehe, Schuldige zu suchen. Vielmehr sahen sie die präsentierten Erkenntnisse als gemeinsame Chance, um Verbesserungen anzustoßen. Sie äußerten zwar Bedenken hinsichtlich möglicher negativer Reaktionen, brachten jedoch gleichzeitig ihr Vertrauen in die Professionalität der Führungskräfte zum Ausdruck. Besonders hervorgehoben wurden Herausforderungen wie die zunehmende Digitalisierung, komplexe interne Kommunikationswege und die Notwendigkeit einer stärkeren bereichsübergreifenden Zusammenarbeit.
Diese Offenheit wurde im Anschluss vom Management positiv aufgegriffen. Die Führungskräfte bedankten sich ausdrücklich für die Ehrlichkeit und schätzten den respektvollen, lösungsorientierten Kommunikationsstil. Sie betonten, wie wichtig es sei, solche Perspektiven zu erhalten, um kontinuierliche Verbesserungen zu ermöglichen. Ich hatte den Eindruck, dass insbesondere die klugen und wertschätzenden einleitenden Worte zum Erfolg dieser Präsentation beigetragen haben. Die Präsentation endete mit einer offenen Diskussionsrunde, in der beide Seiten weitere Anregungen und Verbesserungsvorschläge austauschten.
Negative Erfahrung mit Kommunikation
Ein Beispiel für negative Kommunikation erlebte ich bei meinem vorherigen Arbeitgeber. Das Unternehmen befand sich in einer finanziell angespannten Lage: Die Umsätze waren stark eingebrochen, während die Kosten auf hohem Niveau blieben. Unter den Mitarbeitenden war es längst kein Geheimnis mehr, dass in dieser Situation Entlassungen unausweichlich waren. Dennoch wurde offiziell darüber nicht offen gesprochen, was die Unsicherheit zusätzlich verstärkte.
In einer unserer wöchentlichen Teambesprechungen ging unser Teamleiter auf die kursierenden Gerüchte ein. Anstatt jedoch Klarheit zu schaffen, versuchte er, die Situation herunterzuspielen und die Ängste im Team zu beschwichtigen. Er betonte, dass alles unter Kontrolle sei und wir uns keine Sorgen machen müssten. Doch genau das Gegenteil trat ein: Die Belegschaft wusste ohnehin, dass Entlassungen bevorstanden – nur nicht, wen es treffen würde. Die Verharmlosung nahm uns die letzte Gewissheit und führte zu noch größerer Verunsicherung.
Diese Art der Kommunikation zeigte deutlich, wie wichtig Ehrlichkeit und Transparenz gerade in Krisensituationen sind. Hätte der Teamleiter uns die Situation offen erklärt, wären wir als Team besser auf die anstehenden Veränderungen vorbereitet gewesen. Vertrauen entsteht nicht durch das Verschweigen unangenehmer Wahrheiten, sondern durch authentische und glaubwürdige Kommunikation – insbesondere in herausfordernden Zeiten. Im Team herrschte nach dem Meeting eine Mischung aus Frust, Enttäuschung und Misstrauen. Viele Mitarbeiter zogen sich emotional zurück und der Zusammenhalt innerhalb des Teams litt spürbar. Eine aufrichtige Kommunikation hätte nicht nur für Klarheit gesorgt, sondern auch das Vertrauen in die Führung gestärkt.