Titel: Mein Weg zur effektiven Prompt-Entwicklung – ein Erfahrungsbericht
Oktober 2024: Künstliche Intelligenz? Für mich bis dahin ein Thema, das irgendwo zwischen Zukunftsmusik und Technikspielerei schwebt. Kein praktischer Nutzen, kein Bedarf. Das änderte sich schlagartig in einem Pausengespräch während einer Beratertagung. Dort wurde nicht über ferne Visionen philosophiert, sondern ganz konkret erzählt, wie KI im Alltag von Berater:innen eingesetzt wird – zur Vorbereitung von Workshops, zur Auswertung von Feedbackbögen, zur Strukturierung von Konzeptideen. Es klickte. Ich wurde neugierig.
Erster Schritt: Suchanfrage statt Prompt
Zuhause angekommen, öffnete ich ChatGPT und schrieb meinen ersten „Prompt“. Rückblickend war das keine echte Aufgabenstellung, sondern eher eine erweiterte Google-Anfrage: „Benenne Desinfektionsfehler.“ Die Antwort war korrekt, aber generisch. Ich spürte: So wird das nichts. Ich muss lernen, wie man mit einer KI spricht – nicht wie mit einer Suchmaschine, sondern wie mit einem Teammitglied.
Die KI bekommt einen Namen: Marie
Ein Wendepunkt in meiner Entwicklung war die Entscheidung, die KI zu „personalisieren“. Ich nannte sie „Marie“. Das klingt banal, hatte aber einen erstaunlichen Effekt: Ich begann, strukturierter und höflicher zu kommunizieren. „Guten Morgen Marie, kannst du mir bitte helfen, die häufigsten Fehler in der Flächendesinfektion in einer übersichtlichen Liste darzustellen?“ Plötzlich waren meine Prompts keine technischen Befehle mehr, sondern konkrete Arbeitsaufträge. Ich betrachtete Marie als meine virtuelle Privatsekretärin. Und wer eine Sekretärin respektvoll behandelt, bekommt bessere Ergebnisse.
Vom höflichen Prompt zur iterativen Entwicklung
Durch dieses neue Mindset begann ich, nachzufragen. Wenn ich mit einer Antwort nicht ganz zufrieden war, tippte ich nicht einfach eine neue Frage ein, sondern formulierte gezielt weiter: „Danke Marie, bitte liste mir zusätzlich auch Maßnahmen zur Fehlervermeidung auf.“ Ich merkte: Die KI antwortet besser, wenn ich besser frage. Das klingt simpel, ist aber eine Schlüsselkompetenz. Prompten ist keine Einbahnstraße. Es ist ein Dialog.
Nach und nach entwickelte ich ein Gefühl dafür, wie viel Kontext nötig ist, wie präzise Formulierungen sein müssen, und wie wichtig der Ton ist. Vor allem lernte ich, dass ich die Verantwortung für das Ergebnis trage. Wenn Marie etwas nicht versteht, habe ich es nicht gut erklärt. Punkt.
Multiprompting – der nächste Entwicklungsschritt
Seit Kurzem nutze ich das sogenannte Multiprompting. Für mich bedeutet das: Ich gebe nicht mehr nur eine große Aufgabe, sondern zerlege komplexe Ideen in einzelne Schritte, die ich Marie nacheinander oder sogar parallel übergebe. Besonders bei der Entwicklung von Seminarkonzepten hat sich das als echter Gamechanger erwiesen.
Ein Beispiel: Früher schrieb ich so etwas wie „Hilf mir, ein Seminar zum Thema Change Management zu entwerfen.“ Heute beginne ich mit:
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„Marie, formuliere bitte drei Zielgruppen für ein Change-Management-Seminar im Mittelstand.“
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„Welche typischen Herausforderungen hat jede dieser Zielgruppen?“
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„Formuliere für jede Zielgruppe je ein Lernziel.“
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„Stelle bitte eine modulare Gliederung für ein eintägiges Seminar auf, die alle drei Zielgruppen abdeckt.“
Jeder Schritt baut auf dem vorherigen auf. Die Ergebnisse sind durchdachter, passgenauer und näher an der Praxis. Ich kontrolliere, erweitere, kombiniere. Und am Ende steht kein KI-generiertes Konzept, sondern ein von mir durchdachtes Produkt – mit digitaler Unterstützung.
Fazit: KI ist kein Ersatz, sondern ein Verstärker
Was als neugieriger Test begann, hat sich zu einem festen Bestandteil meines Arbeitsalltags entwickelt. Nicht, weil KI alles besser kann, sondern weil sie mir hilft, besser zu denken. Marie bringt Struktur in meine Ideen, erinnert mich an blinde Flecken und beschleunigt Routineprozesse. Ich arbeite nicht weniger, aber gezielter. Und ich habe gelernt, dass der Schlüssel zu guter KI-Nutzung nicht technisches Wissen ist, sondern die Fähigkeit, klar zu formulieren, präzise zu denken und iterative Prozesse zu schätzen.
Ich bin noch lange nicht am Ende dieser Entwicklung. Aber ich bin losgegangen – und das war der wichtigste Schritt.
Mit glänzenden Grüßen,Sascha